Kopenhagen Exkursion

14. Juni 2018

Eine Delegation aus Rheintaler Gemeindepräsidenten und Bürgermeistern sowie Fachleuten der Region Rheintal und des Landes Vorarlberg reisten im April 2018 nach Kopenhagen um Inspiration und Motivation für die Erarbeitung des Agglomerationsprogramms zu holen. Die Teilnehmer interessierte vor allem auch die Radstrategie der Metropole.

„Nations talk, cities act“ (Nationen reden, Städte handeln). Mit diesem Zitat brachte Monica Magnussen, Koordinatorin bei der Stadt Kopenhagen die Umsetzung der Klimaziele auf den Punkt. Sie gewährte einen Blick in die Herausforderungen und die Strategie ihrer Stadt. Dabei stehen nebst der Umsetzung ambitionierter Klimaziele die Weiterentwicklung zu einer lebendigen und lebenswerten Grossstadt im Vordergrund. Ein Teil davon ist die Umsetzung der Radstrategie. Neben grossen Ideen kamen auch praktische Anwendungsbeispiele zur Sprache. So werden zum Beispiel im Winter bei der Schneeräumung zuerst die Rad- und Fusswege geräumt mit der einfachen Erklärung, dass der Verkehr zusammenbrechen würde, wenn die Radfahrer an schneereichen Tagen mit dem ÖV oder dem Auto pendeln würden. Bei einem Radanteil von über 50 % ist das ein realistisches Szenario. Ebenfalls beeindruckte die Tatsache, dass die Strassenraum-Gestaltungen die Sonneneinstrahlung berücksichtigen. So wird bei Neugestaltungen für Fuss- und Radverkehr nach Möglichkeit die Sonnenseite gewählt. Logisch,unkompliziert, einleuchtend.

 

„Städte für Menschen“ entwerfen die Mitarbeiter des renommierten Planungsbüros „Gehl people“. Kristian Villadsen, Partner bei Gehl zeigte gute und schlechte Beispiele für Stadtentwicklungsprojekte und -umsetzungen. Der einfache Lösungsansatz: den Raum als Einheit betrachten und planen, anstelle des sektoriellen Denkens (Landschaft – Siedlung – Verkehr). Ein berühmtes Beispiel ist das Quartier „Nyhavn“. In den 70er Jahren standen Parkplätze für 40 glückliche Autobesitzer zur Verfügung, heute vergnügen sich in Restaurants und Bars 8‘000 glückliche Menschen rund um die belebte Hafenzeile.

 

Dass funktionelle Gebäude auch einen Zusatznutzen bringen können, zeigte sich beim Besuch des Amager Ressource Center . Im Stadtteil Amager entstand eine der neuesten und modernsten Kehrichtverbrennungsanlagen welche die Stadt mit Fernwärme versorgt. Bei der Architektur des Bau wurde auf Attraktivität geachtet, da die Anlage im Hintergrund der berühmten „kleinen Meerjungfrau“ steht und somit auf vielen Fotos rund um den Globus Verbreitung findet. Da Dänermark flach ist und somit über keine natürlichen Skipisten verfügt, wird das Dach der Anlage zu einer Skipiste ausgebaut und die Wände dienen als Outdoor-Kletteranlage.

 

„It has to be convenient“ (Es muss praktisch sein). Dieser Satz begleitete die Rheintalerinnen und Rheintaler bei allen Präsentationen und was tatsächlich damit gemeint war, davon konnten sie sich an der Radexkursion überzeugen. Der Radverkehr geniesst erste Priorität. Ein wesentlicher Faktor ist die „kritische Masse“, damit die Radfahrer sich sicher bewegen können. Sobald mehr Radfahrer als Autos auf der Strasse sind, werden die Radfahrer als Verkehrsteilnehmer bewusster wahrgenommen. Das war für die TeilnehmerInnen eindrücklich spürbar. Von Radbrücken, bis Radparkplätzen beim Bahnhof oder im Einkaufscenter, das Rad ist Fortbewegungsmittel Nummer eins in Kopenhagen. Der Neubau einer wichtigen Radbrücke verkürzte die Wege für viele Pendler um mehr als 10 Minuten im Vergleich zur Anfahrt mit dem Auto, was in der Folge noch mehr Menschen auf das Rad brachte. Für 70 % der Radfahrer steht demnach auch der Nutzen an erster Stelle, nicht die Gesundheit oder die Umwelt.

Die wichtigste Erkenntnis war, den Mut zu haben und in die Umsetzung zu gehen, etwas zu tun, auch wenn es noch nicht die perfekte Lösung ist. Wichtig ist, dass es einen Mehrwert für die Menschen bringt und dass bei allen Planungen der Mensch im Fokus steht.