Mitglieder der Agglomeration Rheintal sind Ende Mai gemeinsam in die Niederlande nach Utrecht gereist, um sich Inspirationen und Motivation für die Weiterentwicklung im Rheintal zu holen. Dabei standen die Themen Veloverkehr und Raumentwicklung im Vordergrund.
Eine Delegation von knapp vierzig Teilnehmenden aus der Agglomeration Rheintal informierte sich in Utrecht über die Herausforderungen der Stadtentwicklung und neue Mind-Settings , um den Verkehr anders zu denken. Der strategische Planer der Stadt Utrecht gab Einblick in die Entwicklungsstrategie der 370’000 Menschen-Stadt und anschliessend erkundete die Reisegruppe mit fachlicher Begleitung die Velowege in und um die Stadt.
Auf Velotour mit der Schweizer Botschafterin und Velo Botschaftern
Als «Special Guest» liess es sich die Schweizer Botschafterin in den Niederlanden, Corinne Cicéron Bühler, nicht nehmen, die Reisegruppe auf der Veloexkursion von Utrecht nach Houten zu begleiten. Der fachliche Input kam dabei vom Team der «Dutch Cycling Embassy». Ihr Credo: «Als Fahrradland Nummer eins der Welt möchten wir unser Fachwissen und unsere Technologie weitergeben, um das Radfahren weltweit als modernstes, effizientestes und nachhaltigstes Transportmittel zu ermöglichen.»
Utrecht und die Nachbarstadt Houten setzen seit Jahren auf eine konsequente Umsetzung bei der Investition in Fahrradinfrastruktur und die Aufwertung des öffentlichen Raums. Was das bedeutet, konnten die Teilnehmenden mit ihren Mietvelos selbst erfahren. So verfügt die Stadt Utrecht über mehrere Veloparkhäuser, welche auf kleinem Raum teilweise über 12’000 Velos Platz bieten. Diese Veloparkhäuser sind rund um die Uhr betreut, stehen kostenlos zur Verfügung und beherbergen im besten Fall auch noch eine Radreparaturwerkstätte sowie Miet-Kinderwagen. Man stelle sich vor, in den Niederlanden wird darüber diskutiert, ob das Fahrradparken unbezahlt oder bezahlt sein soll. Das sagt doch einiges über die Nachfrage aus.
Landesrat Daniel Zadra meinte: «Was mich nachhaltig beeindruckt hat, ist der Weg, der in den Niederlanden zurückgelegt wurde: Noch Mitte der 70er gab es über 3.000 Tote im Straßenverkehr und heute ist eine Stadt wie Utrecht internationales Vorbild was den Radverkehrsanteil betrifft und die Todesfälle sind stark zurückgegangen. Zu sehen, dass solche Transformationen auch am offenen Herzen gelingen können – die Niederlande sind ja noch immer auch ein Auto-Land –, war für mich sehr wertvoll.»
Gedankenumkehr und mutige Entscheide – Mobilität aus Sicht des Velofahrenden denken
In Utrecht und Umgebung wird dem Veloverkehr konsequent die Priorität gegeben. Beeindruckt zeigte sich Klaus Bösch, von der Gemeinde Lustenau über das funktionierende Miteinander aller Verkehrsteilnehmenden mit deutlicher Bevorzugung der Schwächeren. Etwas, das er im Rheintal genau umgekehrt wahrnimmt.
Ein einfaches und wichtiges Mittel, um dies im Bewusstsein zu verankern, ist die Farbe Rot. Damit sind alle Velostrassen eingefärbt und signalisieren damit: hier haben Velofahrende Vortritt und Autofahrende sind Gast. Die Strassensignalisation im gesamten Gebiet ist so durchdacht, dass sich Velofahrende gut orientieren können und mit der Masse der anderen Velonutzer:innen «mitschwimmen» können.
Reto Friedauer, Präsident des Vereins Agglomeration Rheintal brachte das auf den Punkt, was alle Teilnehmenden erfahren haben und auch dachten: «Die Transformation unserer Mobilität ist möglich. Sie erfordert allerdings den Mut, unsere mentalen Modelle und unsere physischen Strukturen aufzubrechen und grundlegend neu zu modellieren. Hier hilft eine klare Vorstellung vom anthropogenen Raum der Zukunft.»
Für die Agglomeration Rheintal bestätigte die Exkursion einmal mehr, dass die eingeschlagene Strategie, kurz- und mittelfristig auf den Veloverkehr zu setzen, richtig ist und konsequent und mit weiteren mutigen Entscheiden weiterzuverfolgen ist.